Ein Kater namens Sidi Brahim

Kater Sidi Brahim hat ein neues Körbchen

Im Januar ist er vier Jahre alt geworden: Kater Sidi Brahim. Zuerst ein knuddeliges Schmusekätzchen, das uns nach durchzechter Nacht liebevoll mit feuchter Nase angestupst und so in die böse Welt zurückgeholt hat, mit den Jahren dann zunehmend ein Wildfang, der auch mal mit den Krallen seinen Platz im Schoss beansprucht hat, und zuletzt ein ausge­wachsener Kater mit klaren Revieran­sprüchen, die er gegenüber jeglicher pelztragender Konkurrenz, sei sie gecheckt, gewählt oder nadelgestreift, durchzusetzen wusste. Und immer auf der Jagd nach grauen Mäusen, die er genüsslich auf dem Wohnzimmerteppich zu verspeisen pflegte.

Kein Wunder, verschaffte er sich damit nicht nur Freunde. Im Kreis seiner Leserinnen
und Leser waren immer öfter Rufe zu vernehmen, das Biest störe das beschau­liche Treiben der Genossenschaft mit seinem Verhalten doch zu sehr und müsse mit einem Maulkorb versehen, kastriert, mit Alko-Seltzer abgetrieben oder ins Tierheim gesteckt werden. Ihn einzu­schläfern oder zu überfahren verlangten die Kritiker zwar nicht - ob aus Angst davor, wegen den am Bein angeketteten militanten Tierschützern der Gang in den wohlgefüllten Weinkeller nicht mehr zu schaffen oder aufgrund der im Vergleich zu Sidi besseren Erziehung sei dahingestellt - aber Sidi spürte wohl, dass er zur felida non grata geworden war. Zwar wurde er von vielen trotz zerfetzten Vorhängen, zerschlagenem Porzellan und verkackter Heimat immer wieder hinter den Ohren gekrault und mit Sheba verwöhnt. Irgendwie war es für ihn aber auch verständlich, dass es in seinem Jagdrevier tatsächlich unfreiwilligerweise Leute gab, die sich einfach nur ungestört mit der Herstellung und Vernichtung von vergo­renen Traubensäften beschäftigen wollten.
So kam er zur Einsicht, dass nicht Angriff, sondern Rückzug die beste Verteidigung sei. Er hat sich ein neues Zuhause gesucht und verspricht hochundheilig, sein Treiben im Haus der Rebbaugenossenschaft Reichenbach einzustellen. Und er entschuldigt sich bei allen, den er bekannter- oder unbekanntermassen auf die Füsse getreten ist. Wer aber nach wie vor keine Angst vor Kratzern, Krätze und Katzen­haaren hat, sei herzlich eingeladen, ihn auch mal in seinem neuen Zuhause in www.sidi-brahim.ch zu besuchen und sich vielleicht sogar auf der Mailing-Liste eintragen zu lassen, damit Sidi ihn benachrichtigen kann, wenn mal wieder was Frisches im Kistchen liegt...

Zum Abschied findet ihr dort unter dem Link "das letzte" noch mal eine Kolumne, die vor dem Umzug entstanden ist und sich aus einer neuen Perspektive mit dem Thema Weinbau auseinandersetzt.
Kater Sidi Brahim