Ein Kater namens Sidi Brahim

Ihr Kinderlein kommet

Das aktuelle Weltgeschehen erfordert, dass Sidi Brahim sich mal endlich einer anderen mächtigen Institution auf dieser Welt zu­wen­den muss als immer nur den Banken. Das Kapitel Banken hat er abgehakt, indem er sein Konto bei der CS aufgelöst hat und nun sein Geld direkt an Brady Dougan über­weist. Das spart unnötige Umwege und gibt ihm noch unmittelbarer das wohltätige Gefühl, zum CS-Durchschnittslohn von rund 250'000 Franken incl. Boni jährlich beizu­tragen.

Bonus kommt ja aus dem Lateinischen, das ist die Sprache, der sich die katholische Kirche - um die soll es heute gehen - seit jeher bedient. Weil man in dieser Sprache elegant und nobel ausdrücken kann, was auf deutsch und deutlich haarsträubend tönen würde. "Crimen sollicitationis" ist so ein wollüstig-zungenbrecherischer Ausdruck, den die kinderliebenden Vertreter der Kongregation für die Glaubenslehre als Titel für einen kirchlichen Leitfaden von 1922 zur Vertuschung von Kindsmissbrauch in der Kirche gewählt haben.

Leiter dieser hehren Kongregation und Wahrer der Crimen sollicitationis war von 1981-2005 ein gewisser Kardinal Joseph Ratzinger. Das ist der Typ, der heute irische Bischöfe öffentlich tadelt, die Kinds­miss­brauch begangen haben, also genau das,
was er früher lieber wohlwollend als Kardinalstugend betrachtet und gedeckt hat. Ratzinger: Das ist auch der Typ, der auf dem heiligen Pfuhl sitzt und sich Papst Benedikt XVI nennt, das heisst auf deutsch "wohl gesagt" oder sinngemäss "schöngeredet". Diesen öffentlichen Tadel äussert er ja jetzt nur, weil das Wissen um die Fummeleien dummerweise aus den dicken Kirchenmauern rausgetropft ist wie Samen aus brünftigen Klerikerröhren und sich nicht mehr wie sonst verheimlichen liess. Andere Fälle wie die Pädophilie des Marcial Maciel oder das Vergehen eines Priesters an 200 gehörlosen Knaben, die dem Leiter der Kongregation gemeldet wurden, blieben ungesühnt. Wahrscheinlich hat er den Betreffenden nur ermahnt, sich das nächste Mal doch bitte an Taub­stum­men zu vergehen, weil das doch weniger Folgeprobleme nach sich ziehe. Man wird den Eindruck nicht los, dass das, was auf seinem Kopf sitzt, ein Heiligenschwein ist.

Da muss auch immer wieder die Ent­schuldigung her, dass der Zölibat die Ursache für die sexuellen Perversionen in der katholischen Kirche sei. Das ist allerdings wie die Frage, ob Huhn oder Ei zuerst dagewesen sei: Vielleicht hat man den Zölibat ja auch erst eingeführt, um diesen Neigungen ungestört nachgehen zu können? Das Fleisch ist willig und der Geistliche ist schwach. Wie dem auch sei: Da der Pastor ja auch Vorbild und Hirte ist, hat das auf die Herde auch Einfluss: Wenn Kater Sidi in der Kirche unter dem wachs­tropfenden Weihnachtsbaum sitzt und "Ihr
Kinderlein kommet", oder "Macht hoch die Tür, das Tor macht auf, es kommt der Herr der Herrlichkeit" singt, wird er ganz rammelig und braucht viel Messwein um wieder zu nadelduftigen Gedanken zu kommen.



Es bleibt die vage Hoffnung, dass der katholische Klerus und damit dieser schamlose Missbrauch der Schwächsten unter uns mal aussterben wird. Das ist zumindest nicht abwegig, da die eigen­artigen Vermehrungspraktiken kaum zum Fortbestand der Spezies beitragen dürften.
Paulus Prostata